26.4.2024. Um die Vertriebenen zu unterstützen, hat die Alianza eine Spendenaktion unter dem Titel „Heimkehr: ein Weg der Hoffnung und Würde“ gestartet. Die Gelder werden für die Begleitung von Familien eingesetzt, die – aus ihren Gemeinden in der Sierra vertrieben – in unzumutbaren Verhältnissen in Chihuahua leben und erst einmal keine Perspektive auf die Rückkehr haben. Viele dieser Familien leben in sogenannten „refugios“, Sammelunterkünften, in denen die Lebensbedingungen katastrophal sind. Wir hatten die Gelegenheit, eine dieser abgelegenen Unterkünfte am Rande der Stadt zu besuchen. Sie liegt hinter einer hohen Mauer, die mit einer Stacheldrahtkrone abgesichert ist. Dort leben mehrere Familien auf engem Raum ohne fließendes Wasser. Die Kinder werden jeden Tag zur Schule abgeholt. Dort fühlen sie sich unwohl, weil sie von den Klassenkameraden gemieden werden. Die Erwachsenen berichten, dass alle in ständiger Angst leben. Das zugesagte Satellitentelefon für den Notfall haben sie nach drei Jahren noch nicht bekommen. Auch die Familie von Juan Carrillo, der vor fünf Jahren ermordet wurde, lebt hier. Sie berichtete uns eindringlich von dem erlebten Terror und ihrer Flucht. (Ellen Schriek)

26.4.2024. Der so genannte Amparo ist ein konstitutionelles Rechtsmittel in lateinamerikanischen Staaten. Die Alianza hat im Namen der aus der Sierra Madre Occidental vertriebenen Indigenen Klage eingereicht. Von den Behörden war festgestellt worden, dass Personen, die vor dem Terror der organisierten Kriminalität aus ihren Gemeinden fliehen mussten, einem außerordentlichen Risiko ausgesetzt sind. Ihnen wurde Schutz und Unterstützung zugesagt. Ein Richter hat nun die Behörden auf nationaler, bundesstaatlicher und kommunaler Ebene dazu verurteilt, die vereinbarten Schutzmaßnahmen auch wirklich umzusetzen, um das Überleben der Vertriebenen, ihr Recht auf Leben, persönliche Unversehrtheit, aber auch auf Gesundheit, Bildung und angemessenem Wohnraum, zu gewährleisten. (Ellen Schriek)

26.4.2024. Die Ernährungssituation hat sich aufgrund einer extremen Dürre noch verschärft. Die Ernte ist weitgehend vertrocknet. Lebensmittelspenden haben die größte Not gelindert, vor allem für Kinder und alleinlebende ältere Frauen. Agrarexperten untersuchen die Böden und erstellen Pläne für alternative Anbaumethoden und resistentere Aussaaten. Die Bewohner von Choréachi werden in vielen Workshops darin geschult, wie sie mit den veränderten klimatischen Bedingungen umgehen können. Der jahrzehntelange Rechtsstreit um die Landrechte in Choréachi ist jetzt zuungunsten der indigenen Gemeinde ausgegangen. Der Fall liegt nun bei der Interamerikanischen Menschenrechtskommission. (Ellen Schriek)

26.4.2024. Im September 2023 habe ich eine Reise nach Chihuahua unternommen und unsere Partnerorganisation Alianza Sierra Madre getroffen. Besuche in der Sierra, um die Projekte vor Ort anzusehen, sind aufgrund der aktuellen gefahrvollen Situation nicht mehr möglich. Selbst die Mitglieder der Alianza können nur in Begleitung von bewaffneten Personenschützern in die abgelegenen Orte der Sierra reisen. Also haben wir das neue Team im Büro der Alianza in Chihuahua getroffen. Zu den erfreulichen Informationen gehört, dass Isela González nach mehreren Monaten im Untergrund zurück in Chihuahua ist. Aufgrund der Risikoeinschätzung der Polizei hatte sie die Stadt für längere Zeit verlassen müssen. Mit psychologischer Unterstützung hat sie diese schwierige Zeit überstanden und so gut es geht aufgearbeitet. Zu ihrer Sicherheit hat sie nun Personenschutz an ihrer Seite. (Ellen Schriek)

24.3.2024. Nachdem sich die indigene Gemeinde Choréachi in der Sierra Tarahumara wegen des Todes von fünf Kleinkindern infolge von Unterernährung an die Menschenrechtskommission des mexikanischen Bundestaates Chihuahua gewandt hatte, hat sich nun die Nationale Menschenrechtskommission des Falls angenommen. Sie hat sich vor Ort informiert und stellt in ihrem Bericht fest, dass die Behörden des Bundesstaates Chihuahua die Menschenrechte der indigenen Gemeinde – das Recht auf Leben, Gesundheit, Nahrung, Bildung und einen angemessenen Lebensstandard, insbesondere auch im Hinblick auf Frauen und Kinder, verletzt haben. Die Kommission hat den Behörden eine Frist von sechs Monaten gesetzt, um festzustellen, wieviele Kinder überhaupt in der Gemeinde Choréachi leben, wie es um ihren Gesundheitszustand bestellt ist und wie der Zugang zu ausreichender Ernährung, Trinkwasser, medizinischer Versorgung und interkultureller Bildung sichergestellt werden kann. Das Papier räumt den indigenen Gemeinden und insbesondere den vulnerablen Gruppen sehr weitreichende Rechte ein. Ob diese auch umgesetzt werden, steht auf einem anderen Blatt. Wir werden die weitere Entwicklung mit kritischem Blick beobachten.

EllenSchriek@korima.de
Hans-WalterSchmuhl@uni-bielefeld.de